Branchenanalyse Kontraktlogistik – Eine Markt- und Beschäftigungsanalyse in Deutschland
Der Kontraktlogistikmarkt in Deutschland ist einer der bedeutendsten Logistikmärkte in ganz Europa mit hohem Marktpotenzial. Chancen werden auf Seiten der Dienstleister insbesondere in höheren Umsatzrenditen sowie in einer stärkeren Kundenbindung als bei Standarddienstleistungen gesehen. Kontraktgebende Unternehmen profitieren durch Kosteneinsparungen aber auch Leistungsverbesserungen. Aufgrund der Komplexität des Leistungsbündels, des hohen Individualisierungsgrads, der schwierigen Anbahnungsphase und nicht zuletzt der vielfach vorhandenen hohen gegenseitigen Abhängigkeit innerhalb der Geschäftsbeziehung wird im Rahmen der Kontraktlogistik oft auch von der Königsdisziplin der Logistik gesprochen. Dieser spannenden Branche haben sich die Autoren Moike Buck und Prof. Dr. Heiko Wrobel der Fraunhofer SCS in einer »Branchenanalyse Kontraktlogistik« gewidmet. Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung analysierten sie die zentralen Marktcharakteristika, die Beschäftigung sowie Trends und Entwicklungen der Kontraktlogistik in Deutschland. Die Studie ist Ende 2015 erschienen und steht Interessierten hier kostenlos zur Verfügung.
Die Kontraktlogistik ist mit einem für 2013 geschätzten Marktvolumen von 90,8 Mrd. € einer der bedeutendsten Logistikmärkte in Deutschland aber auch in Europa. 25,3 Mrd. € vom geschätzten Marktvolumen werden bereits durch Logistikdienstleister erbracht. Nach Abzug der Bestandskosten wird das Marktpotenzial für Logistikdienstleister auf weitere 25,0 Mrd. € für 2013 geschätzt. Es stehen sich im Kontraktlogistikmarkt Tochtergesellschaften großer Konzerne, große Logistikdienstleister, aber auch eine Vielzahl kleinerer und mittelständischer Anbieter gegenüber. Die TOP 15 Anbieter, u.a. Deutsche Post DHL, Volkswagen Logistics, Arvato, Fiege und Kraftverkehr Nagel, haben gemeinsam einen Anteil von 46 % am gesamten realisierten Marktvolumen von 2013. Die wichtigsten Branchen sind die Lebensmittelindustrie und die Automobilindustrie, die zusammengenommen bereits 41 % des gesamten Marktvolumens in der Kontraktlogistik ausmachen.
Die Anzahl der Beschäftigten in der Kontraktlogistik wird auf Basis des durchschnittlichen Umsatzes pro Logistikbeschäftigten in Deutschland auf rund 530.000 geschätzt. Etwa 50 % davon arbeiten bereits bei Logistikdienstleistern. Die verbleibenden 50 % sind bei Industrie- und Handelsunternehmen tätig. Die Anzahl der Logistikbeschäftigten entwickelte sich in der Kontraktlogistik im Zeitraum 2001-2011 im Vergleich zu den wichtigsten Verlader-Branchen deutlich positiver. Dies ist ein Indiz für einen anhaltenden Trend zur Konzentration auf Kernkompetenzen bei den Verladern in Verbindung mit dem Outsourcing von Logistikleistungen. Phasenweise und branchenabhängig kann es jedoch bei Industrie- und Handelsunternehmen auch zu Insourcing-Strategien kommen.