Interview mit Frau Marianne Pohl – Stadtbibliothek München
Die Münchener Stadtbibliothek gilt mit ihren über 30 Bibliotheken bundesweit als das größte kommunale Bibliothekssystem und hat sehr früh damit begonnen, den Weg in eine digitale Zukunft nicht nur aufmerksam zu verfolgen, sondern aktiv mitzugestalten. Zusammen mit Fraunhofer SCS erarbeitet die Bibliothek aktuell neue Dienstleistungsideen und -konzepte für ihre Kunden, die sie zukünftig über eine spezielle Bibliotheks-App für NFC-fähige Smartphones anbieten möchte. Fraunhofer SCS sprach zum Start des Projektes mit Frau Marianne Pohl, der Leiterin des Sachgebiets eServices der Münchener Stadtbibliothek.
»Frau Pohl, Sie sind Sachgebietsleiterin eServices – Bibliothekstechnologien und -systeme in der Münchener Stadtbibliothek und kennen sich mit Büchern bestens aus – sowohl in Papier- als auch in digitaler Form! Was hat sich für den Bibliothekskunden in den letzten Jahren geändert?«
Seit langem steht die Bibliothek nicht mehr einfach nur für »Bücher«. In einer Bibliothek finden sich heute ganz unterschiedliche Medienformen wie Audio, Video und e-books. Bibliothek ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs, Anlaufstelle für unterschiedliche Zielgruppen, Raum der Wissensvermittlung und aktueller Diskussion. Technologie ist ein entscheidender Baustein, um den Bibliothekskunden zeitgemäße Wissensvermittlung zu bieten. Mit der Einführung von RFID-Technologien in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IIS haben wir bereits vor zehn Jahren eine wichtige Basis für das aktuelle Projektvorhaben geschaffen. Jetzt gilt es diese weiter zu denken. Innovationen in diese Richtung sind wichtig, aber das Wichtigste ist: Nicht die Technik bestimmt die Bibliothek, sondern die Ideen der Bibliothek werden durch Technik unterstützt. Wenn eine Bibliothek keine Idee hat, wie sie sich weiterentwickeln möchte, hilft auch die beste Technik nichts. Die zentrale Frage lautet: Was erwartet die Kundin, der Kunde heute von uns? Wir müssen Kunden gezielter befragen und umgekehrt herausfinden: Wo sieht die Bibliothek ihre Kernkompetenz?
»Sie starten gerade mit Ihrer Bibliothek und Fraunhofer SCS ein Projekt, das sowohl die Technologie als auch Ihre Kunden noch stärker zusammenführt. Was untersuchen Sie genau?«
Wir möchten erforschen, welche Mehrwerte und welche neuen App-Angebote sich in Verbindung mit der NFCTechnologie, dem Smartphone und dem vorhandenen Medienbestand für unsere Kunden realisieren lassen könnten. Wichtig ist uns dabei herauszufinden, was an den technologischen Möglichkeiten für unsere Kunden wirklich interessant wäre. Dabei ist der Ausgang durchaus offen.
»Welche Erwartungen haben Sie an dieses Projekt?«
Über Workshops und Befragungen beziehen wir unsere Kunden direkt in dieses Forschungsprojekt mit ein. Wir erhoffen uns dadurch noch besser die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden kennenzulernen, um ihnen auch künftig zeitgemäße und interessante Angebote machen zu können.
»Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch.«