Die Welt verändert sich. Der Klimawandel ist längst nicht mehr zu leugnen, COVID19 ist möglicherweise nicht die letzte Pandemie. Die Gesundheit aktueller und zukünftiger Generationen steht mehr und mehr im Fokus des gesellschaftlichen Diskurses und ein gesunder blauer Planet gilt inzwischen als höchstes Gut und Vermächtnis. Der hier sichtbare gesellschaftliche Wertewandel muss sich auch in der wirtschaftlichen Welt wiederfinden. Wachstum und Gewinn dürfen nicht länger das einzige Erfolgskriterium eines Unternehmens sein. Nicht nur ökonomisch, sondern vor allem ökologisch und sozial nachhaltiges Handeln ist gefragt.
Manch einer mag hier noch einen Zielkonflikt sehen. Möglicherweise schmälern Investitionen insbesondere in ökologische und soziale Nachhaltigkeit noch den Unternehmenserfolg. Die Frage ist allerdings, ob nicht bereits ein Wendepunkt erreicht ist. Im Grunde ist bereits absehbar, dass wirtschaftlicher Erfolg zukünftig von Investitionen in Nachhaltigkeit abhängt. Erste Zeichen wie der European Green Deal oder die Verwendung von Nachhaltigkeit als Vergabekriterium für Fremdkapital bzw. als Auswahlkriterium bei der Auswahl von Zulieferanten deuten bereits darauf hin. Unternehmen tun also gut daran, sich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und die Transformation vom klassischen, primär wachstums- und gewinnorientierten hin zum wirtschaftlich stabilen und nachhaltigen Unternehmen anzugehen. Im Kontext unternehmensübergreifender Versorgungsketten kommt hierbei vor allem den Herstellern von Endprodukten eine Rolle als treibende Kraft zu.
Dabei spielen Daten eine entscheidende Rolle: Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien und Digitalisierung gelten als Enabler für die Realisierung nachhaltiger Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozesse. RFID, smarte Sensoren, und RTLS in Verbindung mit LPWAN, 5G und SATCOM generieren Daten in bislang nicht gekannter Qualität und Granularität und sorgen so für mehr Prozesstransparenz in den Unternehmen. Datenräume wie GAIA-X schaffen Datensouveränität, digitale Plattformen in der Cloud machen Daten mehr oder weniger in Echtzeit auch über Unternehmensgrenzen hinweg verfügbar. Mit Hilfe branchenspezifischer Messsysteme kann auf dieser Basis die Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsprozessen realistisch beurteilt und im Anschluss unter Verwendung neuer Verfahren aus den Bereichen Data Science und KI kontinuierlich verbessert werden. Deskriptive Verfahren zeichnen ein Bild der aktuellen Situation, prädiktive prognostizieren die zukünftige Entwicklung und präskriptive greifen im Hinblick auf entsprechende Zielvorgaben im Idealfall automatisiert und in Echtzeit steuernd ein.
Ein Fokus auf Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozesse allein kann die aktuellen Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit aber noch nicht vollständig adressieren. Darüber hinaus muss der gesamte Lebenszyklus in den Blick genommen werden: Physische Produkte bzw. die ihnen zugrunde liegenden Materialien und Stoffe müssen in geschlossenen Kreisläufen fließen und am Ende ihres Lebenszyklus vollständig wiederverwertet werden. Eingebettete Systeme verwandeln einfache physische Erzeugnisse in smarte vernetzte Produkte und liefern so die Basis für die Realisierung von datenbasierten Kreislaufwirtschaftslösungen, die wiederum über entsprechende Plattformen in der Cloud angeboten werden können. Aus den traditionell offenen und pipelineartigen Versorgungsketten von einst werden damit geschlossene Kreislaufsysteme. Entlang des Kreislaufs entstehende Daten, Data Science und KI sowie digitale Plattformen in der Cloud sind die wesentliche Ressource, mit deren Hilfe Nachhaltigkeit sichergestellt wird. Unser Verständnis von Versorgungsketten verändert sich damit sehr grundlegend. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, die hier skizzierte Vision weiterzuentwickeln und in der Praxis umzusetzen
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