Intelligente Mikrologistik im Ländlichen Raum

Online-Plattform und Leitfäden für effiziente datengetriebene Logistiklösungen

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In ländlichen Gegenden sind wegen der geringen Transportmengen und der weiten Distanzen Transporte für Erzeugerinnen und Erzeuger sowie Unternehmen oft unrentabel. Zwar wurden in den letzten Jahren unterschiedlichste Logistiklösungen für eine nachhaltige regionale Versorgung wie z. B. Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften oder Online-Markplätze und -Plattformen entwickelt. Getrieben durch die Möglichkeiten der Digitalisierung konnte die Effizienz dieser mikrologistischen Lösungen nun so gesteigert werden, dass sie abhängig vom Bedarfsfall heute auch rentabel umgesetzt werden können. Doch welche Lösungen gibt es überhaupt? Wie funktionieren sie, und welche Voraussetzungen müssen im individuellen Fall gegeben sein?

Systematisierung mikrologistischer Lösungen und ihrer digitalen Elemente

Ziel des Projekts »Intelligente Mikrologistik – Smart Micrologistics« ist es deshalb einerseits, der Politik eine Wissensbasis für die zukünftige Ausschreibung von Fördermaßnahmen an die Hand zu geben. Andererseits sollen Anbieterinnen und Anbieter mikrologistischer Lösungen für den ländlichen Raum eine Entscheidungshilfe für die Entwicklung, Optimierung oder Wahl geeigneter Lösungen unter den spezifischen regionalen Bedingungen erhalten. Dies geschieht mit Hilfe einer Online-Plattform und diverser Umsetzungsleitfäden, die eine Orientierung darüber geben, welche Elemente und Ausprägungen es gibt, was bei der Umsetzung zu berücksichtigen ist und was bestehende Beispiele sind.

Wissenschaftliche Analyse existierender Logistiklösungen inklusive konkreter regionaler Fallstudien

Dazu werden im Projekt unterschiedlichste mikrologistische Lösungen der privaten und öffentlichen Initiativen im ländlichen Raum systematisiert und charakterisiert. Zusätzlich werden einzelne Lösungselemente in ihren vielseitigen Ausprägungen in Form eines morphologischen Kastens aufbereitet – eine Kreativmethode, die alle Lösungen in Einzelteile zerlegt, um sie anschließend wieder kombiniert zusammensetzen zu können. So wird unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lösungs- und Regionentypen identifiziert, welche Elemente funktionieren, was Erfolgsfaktoren sind und welche Barrieren die Umsetzung birgt. Zudem werden die Potenziale der Digitalisierung sowie ökonomische, ökologische und sozialverträglichen Aspekte in den Analysen berücksichtigt.

Mit Hilfe dieser Datenbasis, angereichert mit unserem Know-how aus Regionalanalysen, entwickeln wir anhand von Fallstudien für drei beispielhafte, kontrastierende Regionen spezifische Lösungen. Dabei setzen wir im engen Austausch mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort sowohl an bestehenden als auch neuen Initiativen an. Unterstützt wird der Entwicklungsprozess durch Elemente aus dem morphologischen Kasten sowie begleitende Interviews.

Im gesamten Projekt sind folgende Forschungsfragen zentral:

  • Welche ökonomischen, ökologischen, sozialen und organisatorisch-rechtlichen Vor- und Nachteile haben vorhandene innovative logistische Lösungen für die »erste und letzte Meile« in ländlichen Gebieten? In welchem Bezug stehen diese zu typischen Eigenschaften der Region?
  • Welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung für solche Lösungen, und welche Barrieren stehen einer Ausschöpfung dieser Potenziale entgegen?

Online-Plattform für regionale Logistiklösungen – Überblick individueller Ideen, Konzepte und langjährig erprobter Lieferdienste

Im Rahmen des Projekts ist bereits eine Online-Plattform als öffentlich zugängliche Datenbank zu regionalen Logistiklösungen entstanden, welche vom Bundesverband der Regionalbewegung e.V. betrieben wird. Sie bietet einen breiten Überblick über bestehende Ideen, Konzepte und langjährig erprobte Lieferdienste und damit die Möglichkeit, sich zu informieren und zu vernetzen. Die Plattform zählt bisher mehr als 60 Einträge. Damit diese Plattform lebt und wächst, können sich Initiativen sowie Anbieterinnen und Anbieter von Logistiklösungen selbst darin eintragen.

Umfassende Leitfäden zur Planung und Umsetzung smarter Mikrologistik im ländlichen Raum

Neben der Online-Plattform entstehen Leitfäden mit den einzelnen Lösungselementen als Entscheidungshilfe für Akteurinnen und Aktuere aus der Praxis, die mikrologistische Lösungen im ländlichen Raum planen und umsetzen wollen. Ein Policy Paper mit unterstützenden Governance-Maßnahmen soll des Weiteren Empfehlungen für die Gestaltung von Rahmenbedingungen durch übergeordnete Akteurinnen und Akteure (kommunal, regional, national) geben. Zudem werden sämtliche (Teil-)Ergebnisse u. a. im Rahmen von jährlich stattfindenden, bundesweiten Logistikforen vorgestellt und diskutiert, um einen Wissensaustausch zwischen Logistik-Initiativen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Verbänden und anderen Akteurinnen und Akteuren ländlicher Räume zu fördern.

Das 1. Logistikforum fand am 22. Januar 2021 mit 140 Teilnehmenden online statt. Ein weiteres überregionales Logistikforum sowie drei regionale Logistikforen in den Fallstudienregionen sind bereits geplant. Sie sind offen für Akteurinnen und Akteure der regionalen Versorgungsnetzwerke, politische Entscheidungsträgerinnen und –träger und alle am Thema Interessierten. Eine ausführliche Dokumentation der Diskussionsrunden des 1. Logistikforums steht hier zum Download bereit.

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