Eine kombinative Prozessanalyse des bisherigen Flottenmanagement-Systems deckte ineffiziente Arbeitsschritte und Optimierungspotentiale in der Campusmobilität auf. Dazu zählt unter anderem die Überbuchung von Fahrzeugen insbesondere zu Stoßzeiten, was letztendlich zu einer unverhältnismäßigen Fahrzeugblockierung und zu einer ineffizienten Verteilung der in Anspruch genommenen Fahrzeuge auf dem gesamten Flughafencampus führte. Es erfolgten Anforderungsanalysen durch Stakeholder-Interviews und Mitarbeitergespräche. Eine Marktanalyse zu bestehenden Mobilitätslösungen und deren Bewertung hinsichtlich ihrer Eignung für den Flughafen München lieferte Resultate, die widerum als geeignete Lösungen im IST-Prozess zu den zuvor identifizierten Optimierungspotentialen zugeordnet werden konnten. Darauf aufbauend wurden innovative Schlüsselaktivitäten rund um Fahrtenbuchungen und Fuhrparkmanagement auf das bestehende Geschäftsmodelle vom Fuhrparkmanagement zugeordnet und angewendet. Zusätzlich wurden drei ganzheitliche Konzepte für ein neuartiges Mobility-as-a-Service-System entwickelt:
- Im Konzept Ridepooling steht den Mitarbeitern ein flexibler Campus-Shuttle zur Verfügung. Mitarbeiter können kurzfristig per App eine Mobilitätsanfrage mit Start- und Zielort definieren und werden für die entsprechende Strecke von einem Fahrer transportiert. Der vorgegebene Fahrplan eines Fahrers bündelt eingehende Fahrten und wird durch einen Optimierungsalgorithmus gesteuert.
- Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht im Konzept Corporate Carsharing ein integrierter Car-Pool zur Verfügung, welchen sie für einzelne Strecken nutzen können. Bei rechtzeitiger Buchung wird ein Bündelungspotential errechnet und den Nutzern vorgeschlagen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in dieselbe oder eine ähnliche Richtung fahren, können so ein gemeinsames Auto nutzen.
- Das Konzept Linienshuttle besteht aus einem Busverkehr mit definiertem Busfahrplan zweier Ringbuslinien, die in entgegengesetzter Richtung den Flughafencampus befahren. Zudem können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter CarSharing-Fahrzeuge nutzen, welche ergänzend zum Busverkehr die individuelle Mobilität abseits der Buslinien decken soll.
Jedes Konzept wurde multimodal durch die Komponenten ÖPNV (S-Bahn und Busverkehr), Mikromobilität (E-Scooter) und Fußweg ergänzt. Als wesentliche Datenbasis zur Einschätzung zukünftigen Fahraufkommens, dienten digitalisierte und aufbereitete Fahrtenbücher der vergangenen Jahre, welche wir extrapolierten.
Gemeinschaftlich mit dem Lehrstuhl für Informatik 7 (Rechnernetze und Kommunikationssysteme) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelten die Forscherinnen und Forscher ein umfassendes Simulationstool mit der Simulationssoftware Anylogic. Die zentralen Komponenten des Tools bestehen aus der Generierung von Mobilitätsanfragen, der optimalen Routenauswahl zur Realisierung der Mobilitätsanfrage, sowie die Durchführung von Fahrten in der Simulation. Darüber hinaus wurde ein mathematisches Optimierungsmodell für das Konzept Ridepooling entwickelt und die Kopplung zum mathematischen Solver Gurobi realisiert. Die Parametrisierbarkeit des Simulationstools erlaubte es, eine einfache Tool-Chain zur Szenarioberechnung zu entwerfen. So können über die hier definierten Mobilitätskonzepte hinaus auch weitere Konzepte evaluiert werden.
Die Ergebnisse der Szenarioberechnungen waren äußerst erkenntnisreich und zeigen wie sinnvoll es ist die Mobilitätskonzepte Ridepooling und Corporate Carsharing zeitnah umzusetzen. Damit kann der Flughafen München Mobilitätskonzepte in seine bestehenden Strukturen integrieren, die Verfügbarkeit gewährleisten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Komfort bieten und gleichzeitig das Ziel der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verfolgen.