Die Vision des Projekts ist, eine dedizierte Service-Plattform für vertrauenswürdige Elektronik vorzubereiten, die auf freiwilliger Basis Forschungsergebnisse wie zum Beispiel Designs, IP-Blöcke, Werkzeuge oder Analysemethoden aus Forschungsprojekten dieses und weiterer verwandter Forschungsschwerpunkte integriert und sie gemeinsam zugänglich macht, was dann eine kombinierte Verwertung ermöglicht. So entsteht für Unternehmen und Bedarfsträger eine Anlaufstelle, in der nicht nur einzelne Projekte und deren Ergebnisse zugänglich sind, sondern eine gebündelte Zusammenstellung von Forschungsleistungen und daraus resultierenden Angeboten.
Die Plattform soll in Zukunft in der Lage sein, für individuelle Problemstellungen von Unternehmen notwendige Lösungskomponenten zu identifizieren und ein durchgängiges bedarfsorientiertes Konzept zu präsentieren. Unternehmen bekommen so keine Insellösungen oder Einzelleistungen, sondern auch im Hinblick auf eine später mögliche Zertifizierung durchgängige Konzepte aus verketteten Lösungskomponenten, sodass eigene vorhandene Methoden und Prozesse durch möglichst wenige dedizierte Komponenten ergänzt werden. Die neuen Lösungskomponenten können dabei aus verschiedenen Quellen stammen, beispielsweise von Forschungsprojekten innerhalb des Forschungsschwerpunktes oder von Unternehmen. Mit der vereinheitlichten Darstellung aller Projektergebnisse auf einer nutzerorientierten Plattform wird deren breite und nachhaltige Verwertung sichergestellt. Die Plattform bietet Funktionen, über die die Angebote identifiziert und ausgewählt werden können und die eine sichere Bewertung der Vertrauenswürdigkeit sowie die umfassende und flexible Nutzung ermöglichen.
Vertrauenswürdiger Datenaustausch entlang der Lieferkette
Zu Beginn steht der vertrauenswürdige Austausch von Daten entlang der Lieferkette mittels passender Methoden (z.B. zu Produkten und Fingerprints der Bauteile) im Fokus. Dazu erfolgt der Austausch mit anderen Verbundprojekten zur Richtlinie »Vertrauenswürdige Elektronik (ZEUS). Als Ergebnis wird ein Konzept und eine prototypische Umsetzung des vertrauenswürdigen Austauschs von Daten und Spezifikationen zu Elektronikprodukten erarbeitet. Außerdem werden Konzepte für eine strukturierte Analyse von Elektronik-Versorgungsketten und ergänzende Risikoeinschätzung mit einem datengetriebenen Bewertungsansatz entwickelt. Dabei wird auch die Möglichkeit zum Einbezug von über Schnittstellen angebundenen quantitativen Quellen und Echtzeitdaten aus Versorgungsketten betrachtet. Ein weiteres Thema stellt die Analyse des Standardisierungsbedarfs entlang von Lieferketten dar. Dazu wird ein technischer Draft erarbeitet, der als notwendig identifizierte Aspekte beinhaltet. Später können Beiträge aus anderen Teilen des Projekts in Bezug auf Standardisierung konsolidiert und die Ergebnisse zusammengefasst werden.
Abschließend entsteht in Abstimmung mit dem Beirat ein projektübergreifender Methodenbaukasten zum Einsatz von Technologien zur Sicherung der Elektronik-Versorgungskette als Basis für Beratungsprojekte. In diesem wird ein Baukasten für technische Lösungen für den spezifischen Use-Case sichere Elektronik (sowohl für Seefracht, Luftfracht als auch die letzte Meile) konzipiert. Als Basis dienen Trackingsensoren, Tamper-Proof-Folien und andere Ansätze.
»Welektronik« – ein Wiki basierend auf Wissensgraphen als Basis für die Plattform
Das Ziel ist der Aufbau einer neuen Datenbasis bezüglich Lieferketten für vertrauenswürdige Elektronik mittels eines Wissensgraphen. Dazu erforscht die Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS im Rahmen des Vorhabens Methoden und Verfahren zur Beschreibung von Elektronik-Liefernetzen und zur Analyse von deren Vertrauenswürdigkeit. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Strukturierung sowie umfassende Beschreibung und Klassifikation von Unternehmen, Komponenten, Herstellungsverfahren, Dienstleistungen und Produkten entlang der Lieferkette von komplexen Elektronikprodukten. Diese wird sich in der Semantik des Graphs wiederfinden, nach der sich die dort liegenden Daten strukturieren. Zur Umsetzung bietet sich ein Wissensgraph auf Basis von RDF an. Ontologien liefern in diesem Umfeld die Möglichkeit zur Beschreibung und Strukturierung. Auch eine gute Nutzbarkeit des Wissensgraphen ist gegeben, da Wissensgraphen gut von Maschinen gelesen werden können. Die Umsetzung erfolgt dabei über das Framework Wikibase, welches einen einfach zu bedienenden Wiki-Ansatz (offen für Beiträge von Prosumenten) mit dem Konzept der Wissensgraphen kombiniert. Der Wissensgraph soll über skriptbasierte Konvertierung bzw. Import von Daten aus frei zugänglichen Quellen sowie ausgewählten projektinternen Quellen aktualisiert werden können.
Die dem Wiki zugrundeliegende Ontologie und der Wissengraph werden in den nächsten Schritten analysiert und die Versorgungsketten auf ihr Risiko und den Standardisierungsbedarf untersucht. Anschließend können das Konzept zum vertrauenswürdigen Datenaustausch und der zugehörige Methodenbaukasten zum Einsatz von Technologien zur Sicherung der Elektronik-Versorgungskette erarbeitet werden.
Visualisierung des Wissensgraphen: Ein Ergebnis von »Welektronik« ist die Visualisierung des Wissensgraphen, die öffentlich zugänglich ist: https://solid.iis.fraunhofer.de/SCS-DS-IoT/public/2024/welektronik/map.html