Zirkuläre Wirtschaftslösungen in der M+E Industrie

Mit digitalen Technologien und Daten zur Smart Circular Economy

Smart Circular Economy
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Globale Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise, schwindende Ressourcen – nachhaltiges Wirtschaften ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Nicht nur das: Auch die regulativen Vorgaben der Bundesregierung oder der EU fordern immer mehr Engagement von Seiten der Wirtschaft ein. So müssen Unternehmen kontinuierlich ihre CO2-Emissionen aufzeigen, indem sie ihre Product Carbon Footprints ermitteln und gleichzeitig geeignete Maßnahmen nachweisen, mit denen der eigene CO2-Abdruck reduziert und der Bedarf an natürlichen Rohstoffen verringert werden soll. Hier bieten zirkuläre bzw. kreislaufwirtschaftliche Ansätze hohes Lösungspotenzial und rücken daher in den Überlegungen immer mehr in den Vordergrund.

Deshalb haben der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm) und das Kompetenzzentrum Mittelstand GmbH (KME) die Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS mit der Studie »Einsatz digitaler Technologien zur Realisierung von zirkulären Wirtschaftslösungen in der M+E Industrie« beauftragt: Darin sollen die Forschenden den Nutzen und die Potenziale digitaler Technologien systematisch analysieren und Handlungsfelder zur Umsetzung einer zirkulären Wertschöpfung in der Metall- und Elektroindustrie (M+E Industrie) identifizieren.  

Circular Economy als Lösungsansatz für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem

Unter Circular Economy bzw. zirkulärer Wirtschaft wird im Gegensatz zu einer linearen Wertschöpfung ein Wirtschaftssystem verstanden, in dem die Wirtschaftstätigkeit schrittweise von der Gewinnung und dem Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt wird. Hier stehen Unternehmen vor großen Herausforderungen: Denn bei der Transformation zu einer Circular Economy müssen die vorgegebenen oder angestrebten ökologischen Ziele von Anfang an und eng mit den ökonomischen und sozialen einhergehen. Dafür müssen sich die Unternehmen mit der zielgerichteten Entwicklung von zirkulären Ansätzen auseinanderzusetzen, deren Potenziale abwägen und eine auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmte Roadmap für eine entsprechende Implementierung erarbeiten.  

Technologien und Daten als Wegbereiter

Voraussetzung für den Erfolg der Maßnahmen ist, den gesamten Produktlebens- und Wertschöpfungszyklus immer wieder gesamtheitlich zu betrachten und auf dieser Basis geeignete Anwendungsfelder zu identifizieren bzw. zu bewerten.

Digitale Technologien und die konsequente Nutzung der richtigen Daten entlang der Produktlebenszyklen können hier entscheidende Wegbereiter sein: Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung datenbasierter Services rund um Produktangebote, durch die zirkuläre Lösungen letztendlich umgesetzt werden. So können bspw. Daten, die ein smartes Produkt während seines Betriebs liefert, prädiktiv Instandhaltungsmaßnahmen auslösen und so das Produktleben verlängern. Oder sie sagen vorher, inwieweit Produkte, Komponenten oder Materialien wieder in den Wertschöpfungsprozess des Unternehmens zurückfließen können, damit daraus Neues entsteht.

Circular Economy in der praktischen Anwendung: Eine Studie in der M+E Industrie

In der Studie sollen nun Möglichkeiten für smarte zirkuläre Ansätze in der mittelständische M+E Industrie aufgezeigt werden. Dafür werden mit Mitgliedsunternehmen des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm) die spezifischen Bedarfe erörtert und anschließend geeignete, transferierbare Lösungsansätze erarbeitet.

Die Ergebnisse werden wie folgt erarbeitet:

  • Bedarfsermittlung zu zirkulären Lösungen unter Mitgliedsunternehmen, Identifikation gegenwärtiger Herausforderungen sowie bereits gestarteter Initiativen.
  • Recherche zum Einsatz digitaler Technologien und Daten mit Relevanz für die M+E Industrie, um zirkuläre Lösungen zu realisieren.
  • Bestimmung des gegenwärtigen Stands von zirkulären Lösungen in Mitgliedsunternehmen auf Basis des von der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services entwickelten Transformationsnavigators »Smart Circularity«.
  • Analyse und Auswertung der Ergebnisse und Erstellung unternehmensspezifischer Ergebnisberichte.
  • Interaktive Fokusgruppenworkshops mit Mitgliedsunternehmen, in denen Anwendungsbeispiele für digitale Technologien und die Datennutzung zur Umsetzung zirkulärer Lösungen aufgezeigt und mit Mitgliedsunternehmen diskutiert werden.
  • Detaillierte Beschreibung von digitalen Technologien und verwendeten Daten für zirkulären Lösungen mit konkreten Fallbeispielen und Mini Use Cases.
  • Ableitung von anwendungsorientierten Handlungsempfehlungen in den Transformationsfeldern Organisation, Produkte und Wertschöpfung zum Einsatz digitaler Technologien für eine Circular Economy.

Ergebnisse und Nutzen für die Unternehmen der M+E-Industrie

Neben der Klärung grundsätzlicher Fragen zu Bedeutung und Möglichkeiten von Circular Economy (Was ist unter Circular Economy zu verstehen? Was sind die R-Strategien? Welche regulativen Vorgaben existieren?) und der Kenntnis der Potenziale digitaler Technologien zur Umsetzung zirkulärer Ansätze (Welche Daten können durch digitale Technologien für eine Lokalisierung, Rückverfolgung und Zustandsüberwachung von Produkten oder Materialströmen erhoben werden?), erhalten die beteiligten bayme vbm Mitgliedsunternehmen zusätzlich konkrete Lösungsvorschläge, Ideen und Handlungsempfehlungen für ihr Unternehmen in Form von:

  • einer unternehmensspezifischen Executive Summary (1-Seiter) auf Basis des Transformationsnavigators »Smart Circularity«,
  • einer strukturierten und detaillierten Beschreibung von bestehenden Anwendungsbeispielen und Good Practices zu smarten zirkulären Lösungen,
  • Wissenstransfer in die Praxis durch intensive Diskussionen in Fokusgruppenworkshops (Erfahrungsaustausch und Good-Practice-Transfer),
  • der Darstellung möglicher Geschäftsmodellmuster (z. B. Sharing-Ansätze, plattformbasierte Geschäftsmodelle etc.) zur Circular Economy,
  • Handlungsempfehlungen in Bezug auf Circular Economy in Zeiten einer digitalisierten Wertschöpfung.

Damit greift die Studie an den Grundsätzen der Smart Circular Economy in der M+E Industrie an: Sie macht den Zusammenhang von Digitalisierung und Circular Economy für deren mittelständische Unternehmen greifbar, indem sie erarbeitet, welche digitalen Technologien für die Umsetzung einer Circular Economy zur Verfügung stehen. Sie bestimmt den Status quo von zirkulären Ansätzen in den Mitgliedsunternehmen und beantwortet die Frage, welche digitalen Technologien in den Unternehmen bereits in diesem Kontext eingesetzt werden. Sie identifiziert die Herausforderungen bei der Umsetzung zirkulärer Ansätze und spricht erste, praxisnahe Handlungsempfehlungen aus, die den Unternehmen Lösungsansätze aufzeigen.

Podcast: Fabrik der Zukunft

Falls Sie mehr über das Thema Smart Circular Economy erfahren wollen empfehlen wir Ihnen folgenden Podcast von Lydia Bühler:

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